Das Land verstehen
Um Euch ein erstes Gefühl für das Land in dem Ihr startet zu geben, möchte ich einmal kurz die Eindrücke Johanns von Anderlecht (Martin) zu schildern versuchen, als es diesen unter kuriosen Umständen im zarten Alter von zwölf Jahren nach Utaria verschlug.
Das war vor vier Jahren, und seitdem sieht Euer aller Weltbild anders aus. Johann hat ein Land kennengelernt, das seiner Heimat zwar häufig ähnlich, manchmal aber auch gänzlich anders ist.
In der ersten Zeit wunderte Johann sich darüber, dass es so viele unterschiedliche zivilisierten Rassen mit gleicher Berechtigung in der utarischen Gesellschaft gibt. Dort von woher er kommt, sind die Menschen zahlenmäßig absolut beherrschend. Zwar gibt es auch in Utaria eine menschliche Mehrheit, sie ist aber nicht ganz so auffällig.
Johann hatte zuvor nie Elben oder Gnome gesehen und hatte sie eher für Fabelwesen gehalten. Doch in Utaria sieht man sie ab und an. Dabei sind Gnome sogar in eher großer Anzahl, zumeist in Städten anzutreffen. Sie beherrschen häufig eine absonderliche Form von Magie, was Johann anfangs sehr verwirrte.
Überhaupt kann Johann bis heute nicht wirklich verstehen, wer denn nun die eigentlich großen Mächte im Lande sind. Für ihn gibt es da wenig Struktur. Er kennt nur Könige, Herzoge und Markgrafen, Grafen, Barone und Ritter – in der Reihenfolge von oben nach unten - mit einer ähnlichen Struktur im geistlichem Bereich. Vor allem das Nichtvorhandenseins des Ritterstandes ist ihm gänzlich unverständlich, wollte er doch selbst ein Ritter werden.
Als Johann zum ersten Mal einen berittenen Drachen sah, warf er sich auf den Boden in den Dreck. Drachen sind doch Fabelwesen in seinen Augen gewesen! Ein Drache ist natürlich auch in Utaria etwas Besonderes (etwa wie ein Bugatti in Laboe), aber es gibt diese Wesen halt.
Bei kleineren Reisen über Land muss man sich nicht nur vor Räubern in Acht nehmen, sondern auch vor Orks? Und nachts kann es fatal sein, sich zu weit von Siedlungen zu entfernen, sonst kann es sein, dass man nie wieder auftaucht? Das ist ja die reinste Wildnis! Überhaupt sprach Johann in der ersten Zeit nach seinem Erscheinen im Land über Utaria – zur Verwirrung aller – von der „Mittleren Wildnis“.
Doch mit der Zeit hat Johann verstanden, warum es in seiner Heimat viel sicherer ist. Utaria ist sehr groß, und hier gibt es im Verhältnis viel weniger Zivilisation als in den Neun Königreichen. Alleine die Stadt Rivdon, in welcher Johann einige Jahre gelebt hatte bevor er nach Utaria kam, hat etwa so viele Einwohner, wie die fünf größten Städte Utarias zusammengenommen, wohlmöglich mehr.
Am schlimmsten ist die Religion. Der höchste Kirchenfürst kann unmöglich ein Mann sein! Eine Zwergin ist in Ordnung, eine Menschenfrau sollte es sein, aber doch kein Mann! – Und dann das Allerschlimmste: Die Große Mutter darf keinen Namen tragen, der ihr von Sterblichen gegeben wurde. Dieser entsetzliche Frevel wird die Bewohner Utarias irgendwann teuer zu stehen kommen – sehr teuer! Dessen ist Johann sich sicher.
Und so gibt es viele Dinge, die Ihr in den letzten Jahren voneinander gelernt habt. Die drei Utarier wissen nun eine Menge darüber, wie es anderswo ist. Und Johann kennt Utaria inzwischen sehr gut.
Zu erwähnen ist noch die Sprache. Tatsächlich ist es so, dass sich die Sprache von Utaria mit der von Oakmar ähnelt (vergleichbar mit der Ähnlichkeit des Niederländischen mit dem Deutschen). Oakmar ist das westlichste der Neun Königreiche und Utaria geographisch am nächsten.
Die drei mit Johann befreundeten Utarier können sich schon etwas in der Sprache Oakmars verständigen ( vergleichbar mit einem Jahr Schulenglisch). Johann spricht inzwischen fließend Utarisch, da er lange genug in dem Land lebt.